Für uns in Hürth ist es selbstverständlich, dass in jedem Stadtteil eine Kirche steht und ein Pfarrheim. Falls an einem Wochenende mal keine Messe stattfindet machen sich nur wenige Menschen die Mühe, etwa drei Kilometer in einen anderen Ort zur Hl. Messe zu fahren. In Norddeutschland, Skandinavien oder dem Baltikum ist das ganz anders. Hier leben die Katholiken oft in einer extremen Minderheitensituation. Sie müssen viele, manchmal hundert Kilometer fahren, um an einem katholischen Gottesdienst teilnehmen zu können oder sich als Gemeinde zu treffen, um auf Erstkommunion oder Firmung vorbereitet zu werden oder um soziale und kulturelle Einrichtungen der Kirche zu erreichen.
Die wenigen Katholiken dort haben zumeist nicht die Geldmittel, um die Infrastruktur für ihr Gemeindeleben finanzieren zu können. An jedem dritten Sonntag im November begeht die Kirche in Deutschland deshalb den Diasporasonntag. An diesem Tag zeigen die katholischen Christen ihre Solidarität mit den Gläubigen, die in einer starken Minderheitensituation ihren Glauben leben müssen. Das Bonifatiuswerk, dem an diesem Wochenende unsere Kollekte gilt und das diese Christen unterstützt, fördert rund 1000 Projekte im Jahr. Diese helfen den Katholiken in Nordeuropa, ihren Glauben gemeinsam zu leben (z.B. Renovierung und Unterhalt von Kirchen und Pfarrzentren, Anschaffung von Bussen zum Transport zu den kirchlichen Zentren, Finanzierung von katechetischen Wochenenden etc.).
In diesem Jahr steht der Diasporasonntag unter dem Leitwort: „Stärke, was Dich trägt“. Was trägt Sie im Leben? Für viele sind es sicher ihre Familie und Freundschaften zu bestimmten Menschen. Vielleicht auch Hobbys oder eine sinnvolle Aufgabe, die sie haben. Nehmen wir uns dafür genug Zeit? Denn, das was uns trägt, muss immer wieder gestärkt und gekräftigt werden, damit es uns auch in Zukunft tragen kann.
Uns Christen will auch der Glaube an Gott tragen. Er wird es aber nur können, wenn wir uns für Gott genug Zeit nehmen – im Gebet, in der Stille, im Hören auf sein Wort, in der Mitfeier des Gottesdienstes. Das Bonifatiuswerk ermöglicht durch seinen Einsatz, dass die Beziehung zu Gott und die Verbindung mit den anderen Gemeindemitgliedern für die Christen in der Diaspora gestärkt wird und sie auf diese Weise tragen kann.
Noch eine etwas provokante Frage zum Schluss: Was sind wir bereit zu tun, damit unsere Verbindung zu Gott gestärkt wird und uns trägt: Vielleicht auch mal eine 3 Km Fahrt in einen anderen Ortsteil zum Gottesdienst? Es müssen ja nicht gleich 100 Km sein wie bei vielen Katholiken, die in der Diaspora wohnen.