Wer schon einmal den Kalvarienberg hinter Füssen bestiegen hat, der startet mit
einem seltsamen Anblick: Noch vor den Kreuzwegstationen steht dort ein Kreuz, bei dem statt des Corpus eine eherne Schlange angebracht ist. Das Kunstwerk aus dem Jahre 1842 hatte seinen Platz früher ganz oben, dort wo jetzt die vertraute
Kreuzigungsgruppe steht. Jeden, der nicht so vertraut mit biblischen Texten ist,
wird dieser Anblick befremden. Die Erklärung findet sich im Buch Numeri – ziemlich
am Beginn des Alten Testamentes. Dort wird berichtet, wie Mose im Auftrag Gottes
eine aus Kupfer gefertigte Schlange an einen Stab bindet. Jeder der Israeliten,
der seinen Blick nicht von diesem Stab abwendete, ging unbeschadet durch
das Wüstental, in dem aggressive Giftschlangen das Leben jedes Israeliten bedrohten. Schon der Evangelist Johannes entdeckte die bemerkenswerte Parallele zu Jesus,
der für unser Menschenheil am Kreuz hängt.
Wer sind die aggressiven Schlangen, die unser Leben bedrohen? Die persönlichen Schicksalsschläge, die traurige weltpolitische Lage, erlittene Abschiede oder einfach
die bösen Zungen, die unseren Glauben und unser Vertrauen zu Gott ins Wanken
bringen…
Es hilft der Blick auf das Kreuz. Kein anderes Zeichen vermittelt uns die um uns
werbende Liebe Gottes so sehr. Ein Liebe, die bis zur Selbstaufgabe geht.
Viele von Ihnen kennen das: Es gibt Momente, die wir ohne den Blick auf das
Kreuz nicht ertragen könnten. Haben Sie eigentlich ein Kreuz in der Wohnung?
Am besten schön hoch hängen, damit man es zu jeder Zeit gut sehen kann.
Ich wünsche Ihnen gute Gedanken zum Fest der Kreuzerhöhung
Ihr Diakon Ganslmeier