Liebe Leserinnen, liebe Leser,
an diesem ersten Sonntag im Oktober dürfen wir mit Freude das Erntedankfest feiern. Unsere Kirchen sind n diesem Tag festlich und bunt geschmückt mit Früchten, Gemüse, Getreide und vielfältigen anderen Gaben der Schöpfung - nicht nur ein schönes, buntes Bild, sondern Ausdruck unserer Dankes an Gott, dem wir das alles - und noch viel mehr - im Letzten verdanken.
Der Bezug zur Ernte ist allerdings für die meisten von uns nur noch indirekt. Zwar gibt es erfreulicherweise bei uns in Hürth noch eine Reihe von Landwirten, die diese Vielfalt produzieren, und viele haben noch einen Garten, in dem sie ein wenig Obst oder
Gemüse anbauen - aber in der Regel kaufen wir unsere Lebensmittel ein und "ernten" gegen Geld aus stets wohlgefüllten Regalen. Leicht vergessen wir dabei, dass hinter dieser Fülle zunächst einmal viel menschliche Arbeit steckt: viele Schritte vom Bereiten des Bodens über das Pflanzen oder Säen, das Düngen und Pflegen bis hin zur Ernte und schließlich zur Verarbeitung. Durch Information aus den Medien und durch allfällige Preisschwankungen erfahren wir noch indirekt, dass zu viel oder zu wenig Regen, zu später Frost oder zu große Hitze zu Schwierigkeiten führen - aber letztlich sind wir
gewohnt, dass beinahe alles zu beinahe jeder Zeit verfügbar ist. Was hier nicht wächst, wird eben eingeflogen - selbst mitten im Winter können wir, wenn uns danach ist,
frischen Spargel oder frische Erdbeeren einkaufen.
Aber all das sollte uns eben NICHT selbstverständlich sein. Wir sind geradezu gewöhnt an ein Leben im Überfluss; und darüber vergessen wir, dass andere in Not und Armut leben, darüber vergessen wir, welche ökologischen Auswirkungen unsere Ansprüche haben, darüber vergessen wir, dass nicht nur die Früchte der Erde, sondern all unsere Lebens-Mittel, unsere Fähigkeiten und Talente, ja letztlich alles Leben ein Geschenk
Gottes sind. An all das dürfen und sollen wir uns an und von diesem Tag erinnern
lassen. Wir dürfen dankbar die guten Gaben Gottes genießen; aber wir haben auch die Verpflichtung, mit dafür zu sorgen, dass diese guten Gaben allen Menschen und auch den künftigen Generationen zuteil werden. Der Gedanke des Erntedankfestes sollte eigentlich ein alltäglicher Gedanke sein - wie in dem schlichten, weit verbreiteten
Tischgebet:
Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von Dir - Dank sei Dir dafür!