Der zweite Teil der Messfeier, der Wortgottesdienst, beginnt mit einer biblischen Lesung. Von einem Ehrenamtlichen aus der Gemeinde, dem Lektor bzw. der Lektorin, werden ein oder zwei Lesungen aus der Bibel vom Lesepult (Ambo) aus vorgelesen.
Es gibt eine vorgegebene Leseordnung, die die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschaffen hat. Sie ist z.B. im Gotteslob unter der Nr. 880 oder im Schott Messbuch zu finden. Für die Sonn- und Festtage wurde ein dreijähriger Lesezyklus (Lesejahre A, B und C) entwickelt; für die Wochentage ein zweijähriger. So sollen den Gläubigen im Laufe mehrerer Jahre die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift vorgetragen werden.
Das neue Lesejahr beginnt jeweils mit dem neuen Kirchenjahr am 1. Adventssonntag - zur Zeit befinden wir uns im Lesejahr C.
Die erste Lesung stammt meistens aus dem Alten Testament, bezieht sich oft auf den Evangelientext und bringt eine parallele Erzählung aus dem Alten Testament. In der Osterzeit ist die erste Lesung hingegen der Apostelgeschichte entnommen. Die zweite Lesung ist normalerweise aus den Briefen des Neuen Testaments oder der Offenbarung des Johannes.
Der Lektor beschließt die Lesung mit: "Wort des lebendigen Gottes." Die Gemeinde antwortet: "Dank sei Gott, dem Herrn." Dies bringt zum Ausdruck, dass Gott selbst in der gottesdienstlichen Verkündigung der Heiligen Schrift zu uns spricht. Er ist nicht stumm, sondern wendet sein Wort durch Menschenworte an uns. Denn die Bibel ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern eine von Menschen geschriebene Literatur. Es steckt immer eine Botschaft, eine Aussage von Menschen dahinter. Es ist somit Gotteswort im Menschenwort.