Katholisch in Hürth Katholisch in Hürth Katholisch in Hürth

Das Vaterunser

04.07.20, 12:00

Das Vaterunser - Dein Wille geschehe

Dein Wille geschehe (c) Katja Richter

In Matthäus Evangelium Kapitel 6 Vers 33 lesen wir: „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen.“ Die größte Bitte und Aufgabe, die Jesus seinen Jüngern stellt, ist die Erfüllung des Willens Gottes, sie ist geradezu der Kern von allem.

Parallel zur Vaterunser-Bitte lesen wir bei Matthäus Kapitel 26 ab Vers 36, wie Jesus im Garten Getsemani selbst zutiefst durchlebt, was es heißt, in den Willen Gottes einzustimmen. Jesus muss erkennen, dass sein Tod unausweichlich geworden ist und ringt innerlich damit. Schließlich stimmt Jesus wenn auch unter Schmerzen und Angst in den Willen Gottes ein. „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern du willst,“ betet er. Jesus ist überzeugt, dass Gottes Wille eine Wohltat für die Menschen ist und dass es Gottes Wille ist, dass keiner verloren geht. Durch die Einwilligung in den Willen des Vaters eröffnet Jesus der ganzen Menschheit die von Gott gewollte Erlösung und Befreiung, denn die Spirale der Gewalt, das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ aus der Zeit des Alten Testamentes wird durchbrochen.

Die Vaterunser-Bitte lädt uns ein, diesen Schritt mitzugehen und einzuschwingen in den Willen Gottes. Was einfach klingt, ist im konkreten Leben jedoch eine große Herausforderung und hat die Menschen aller Generationen herausgefordert. Es fällt uns schwer, weil wir unsere eigenen Wünsche nicht loslassen wollen und weil wir noch nicht wissen, was Gott für uns bereithält.

Diese Vaterunser-Bitte wirft viele Fragen der Lebenshaltung auf und berührt durchaus auch Fragen nach dem Leid und allen Unzulänglichkeiten des Lebens. Es bedeutet, dass wir das, was uns trifft und schmerzt, was wir nicht verstehen und was uns innerlich protestieren lässt, weil es nicht unseren Vorstellungen entspricht, dennoch annehmen und akzeptieren lernen. Dass wir ‚Ja‘ dazu sagen, auch wenn wir nicht alles verstehen, in dem Vertrauen, dass hinter unserem Leben und dem der anderen Menschen kein bloßes ‚Schicksal‘ steckt, sondern unser Vater im Himmel. Er hat ein Gesicht, liebt und hält uns, ist uns in den Schmerzen unseres Lebens nahe und trägt uns durch alles hindurch.

Um diese Zustimmung zum Willen des Vaters hat auch Jesus mühsam ringen müssen und so dürfen wir ebenso wie er ringen, zweifeln, hinterfragen und hadern. Wir sind eingeladen, immer wieder neu durch das Hören im Gebet und durch unser Handeln zu versuchen, uns einzulassen auf das Wagnis des Vertrauens. Es ist ein großer Glaubensschritt, Gott zu vertrauen und sich ganz auf seinen Willen einzulassen. Wir dürfen diesen Schritt immer wieder neu zu versuchen in der Hoffnung, dass Gott Vater etwas Großartiges und Gutes mit jedem von uns vorhat. Die Unannehmlichkeiten und Leiden des Lebens können uns schließlich hinführen zu einem tieferen Leben in Verbundenheit mit der Welt und Gott, zu einem wahren Leben als Kinder Gottes in und aus der Liebe des Vaters.