Zwei Weltkriege endeten für unser Land mit katastrophalen Niederlagen. Im Abstand von 100 oder 80 Jahren lassen uns die vielen Gedächtnisfeiern diese leidvolle Geschichte noch einmal miterleben. Dabei fällt ein Unterschied ins Auge: Die Generation unserer Eltern und Großeltern hat sich nach 1945 entschieden von der Vergangenheit losgesagt, inmitten der Trümmerlandschaft eine neue Chance bekommen und genutzt, um nach vorne zu schauen und ihre Zukunft zu gestalten. Die katholische Soziallehre ist bis heute der ideelle Rahmen für den Neuaufbau geblieben. – Ganz anders 1925, vor 100 Jahren: Da war der Krieg zwar schon 7 Jahre vorbei, aber die Menschen hatten keinerlei Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Freiheit, Frieden und Wohlfahrt. Im Gegenteil, alles wurde immer nur noch schlimmer: Besetzung von Ruhrgebiet und Rheinland, astronomische Reparationszahlungen und unaufhörliche gegenseitige Schuldzuweisungen, wieso der Krieg verloren gehen konnte. In den vom Krieg ausgelaugten Siegerländern war die Stimmung nicht viel besser. Diese Perspektivlosigkeit ist der Hauptgrund für das Emporkommen der Nazis; denn sie boten den Menschen scheinbar eine „Alternative“, aus der sie wieder Hoffnung schöpften (die sie aber in Wirklichkeit in die totale Katastrophe führte). In diesem düsteren Jahr 1925 setzte Pius XI. das Christkönigsfest ein – beim 1600-jährigen Jubiläum des Konzils von Nizäa. Christus König (Priester und Prophet) ist Inbegriff des Glaubens, wie er 325 bekenntnishaft formuliert wurde. 1925 wurde die politische Botschaft verstanden. Das Fest setzte ein „königliches“ Zeichen nach dem Zusammenbruch der Monarchien in den Revolutionen und im I. Weltkrieg, im Umfeld der überall grassierenden Autokratien, ob faschistisch oder kommunistisch. Das Bekenntnis „Christus ist König!“ machte die gesellschaftliche Dimension des Glaubens deutlich. Uns ist aufgetragen, dem Christkönigsfest 1700 Jahre nach Nizäa eine Deutung für die Gegenwart zu geben.