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Wort für die Woche

23.01.25, 10:00
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Der Mensch ist der Wolf des Menschen, so eine Theorie: selbstsüchtig, berechnend, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Nach dieser Fassadentheorie umgibt diesen egoistischen Kern eine dünne Hülle von Zivilisation. Sobald aber eine Katastrophe eintritt, wird diese Hülle zerstört und sie bringt das Schlechteste aus den Menschen hervor. Nach dieser Theorie bombardieren am 19.01.1915 deutsche Zeppeline im Ersten Weltkrieg Städte in Ostengland. Das Ziel: Zivilisten töten, den Kriegswillen des Gegners brechen und Chaos anrichten. Auch im zweiten Weltkrieg flogen ab September 1940 deutsche Bomber nach London und töteten in neun Monaten mehr als 40.000 Zivilisten mit dem gleichen Ziel. Allerdings wurde die britische Gesellschaft und ihr Zusammenhalt durch den Bombenangriff stärker. Anstatt die Moral der Menschen zu brechen und Chaos anzurichten, brachte die Katastrophe das Beste aus den Menschen hervor. 

Beim Einsturz der Zwillingstürme am 11. September 2001 herrschte drinnen trotz Todesgefahr kein gegeneinander-Kämpfen, sondern ein füreinander-Sorgen. Die gleiche Erfahrung machen Menschen nach einem Flugzeugabsturz. Die Katastrophe bringt das Beste aus den Menschen hervor. Aber obwohl die Fassadentheorie durch die Realität widerlegt ist, obwohl Hirnforscher das Gegenteil beweisen, glauben die meisten Menschen, dass der Mensch im Grunde seines Herzens böse und egoistisch ist. Dieser Glaube hat leider gravierende negative Auswirkungen – wie ein Placebo. Wir werden zu dem, was wir glauben, dass wir sind. 

Kurze Frage: Was glaubt denn Gott von uns Menschen? Hätte er tatsächlich Mensch werden wollen, wenn er gedacht hätte, dass der Mensch im tiefsten egoistisch ist? Wäre Jesus seiner Botschaft von der unbedingten Liebe Gottes und seinem Reich, das schon mitten unter uns ist, bis zum Kreuz treu geblieben, wenn er geglaubt hätte, dass der Mensch zu diesem Reich gar nicht fähig ist? Wenn er geglaubt hätte, dass wir nicht zur Mitmenschlichkeit gemacht sind?

Katholischer Kirchengemeindeverband Hürth

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50354 Hürth | Hermülheim

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